1936 - 1940
Im Herbst 1936 bat Dornberger Thiel von der Grundlagenforschung zu Wa Prüf 11 an die Kummersdorfer Versuchsstelle West zu wechseln. Er übertrug ihm alle Antriebsfragen, er sollte die Entwicklung des Triebwerkes schnell vorantreiben, was er auch innerhalb kürzester Zeit schaffte. Bevor Thiel jedoch in Kummerdorf anfing, musste er seine Militärzeit absolvieren. Er war vom 4.08. bis 2.10.1936 Funker in Magdeburg (Einheit: 3./N.A.13).
In Thiels Abhandlung „Empirische und theoretische Grundlagen zur Neuberechnung von Öfen und
Versuchsdaten, Schießplatz Kummersdorf Vers. West.“, die er am 21. April 1937 vorlegte, zeigt er Neuerungen für das
Triebwerk auf, was zu entscheidenden Änderungen führte, u.a. zu einer Verkürzung
des Ofens und zur Optimierung der Einspritzdüsen. Genauere Details sind dem Kapitel "Forschungsergebnisse" zu entnehmen.
Außerdem führte Thiel in Kummersdorf die Forschungen mit verschiedenen Treibstoffgemischen für den Raketenantrieb weiter. Er verstand sich als Forscher und Wissenschaftler und suchte engen Kontakt zu universitären Instituten. Aufgrund der Geheimhaltungsvorschriften des HWA durfte Thiel nicht uneingeschränkt mit den Universitäten zusammen arbeiten. Das lockerte sich erst wieder mit Kriegsbeginn.
Thiel war zufrieden in Kummerdorf. Er konnte seiner Familie eine 5-Zimmer-Wohnung mit Garten in einem komfortablen Neubau bieten und er kaufte das erste eigene Auto, einen Opel Olympia.1937 zogen die ersten Wissenschaftler von Kummersdorf nach Peenemünde. Da die Prüfstände noch nicht einsatzfähig waren, blieb Thiel mit seinem Team in Kummerdorf. Das bedeutete eine große Unabhängigkeit. Thiel arbeitete selbständig und erfolgreich. Mitte 1940, nach Fertigstellung des Prüfstandes I, siedelte das Triebwerksteam ebenfalls nach Usedom.